Review: Der große Show-Gipfel in Köln

 

Eine Show, die europaweit beständig über 100 Mio. Zuschauer erzielt, geht von Düsseldorf nach Baku. Brainpool hatte letztes Jahr, auf Grund der guten Performance in Deutschland den Auftrag bekommen, die Übertragung des Eurovision Song Contest ein zweites Mal durchzuführen. Dies bedeutet 300 Tonnen technisches Equipment ans Kaspische Meer zu transportieren und ein Konzept zu entwicklen, das den bunten Lichtern der Stadt eine geeignete Bühne bietet. Brainpool-Geschäftsführer Jörg Grabosch berichtet:

 

 

Der ESC ist eine aufwändige Show, für den Sponsoren notwendig sind. Thomas Schreiber, Koordinator Unterhaltung ARD, kennt die Summen,  die der TV-Sender aufbringen muss, wenn er das Vergnügen hat, mit seinem Land „Sieger zu werden“. 5 Mio Schweizer Franken müssen laut Vertrag bereitgestellt werden, 5,2 Mio. steuert dann der ESC bei. Man hört, dass diese Summe für die Show bei weitem nicht ausreicht.

Trends stellte Laure Bianchini,  Eurodata TV Worldwide von Médiamétrie Paris vor (extra in Deutsch mit charmantem französischem Akzent). Sie verwies  auf das Genre Mixery Show in vielen Varianten. Mit Trailern zu „Desperate Scousewives“ (Constructed and Reality),  „My Big Fat Gipsy Life“ als Einblick in das Zigeunerleben (Factual and Entertainment) und „The Hamster Wheel“ mit einem „fresh look“ auf die aktuellen Handlungen der australischen Premierministerin (Comedy und News). Diese Shows spiegeln laut Bianchini das aktuelle Verhalten der Zuschauer wieder, mehrere Dinge gleichzeitig zu tun. Sie schauen z.B. ein TV-Format an und checken dabei online die News.

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Aus Holland kommen neue Formate in der Musik („Holland in da Hook“ mit Hip Hopper, die von der Kuhweide nach USA gehen) und „Looking for Love“-Formate wie „Putting the Ring on“. Ein Wandel ist in Asien zu spüren, das früher vor allem verrückte Gameshows hatte und heute offen ist für Formate, wie „Let’s Dance“.

Wie führt man die „zigste“-Musik-Casting-Show zum Erfolg?  In seinem Vortrag “The Voice of Everywhere” beschrieb Etienne de Jong, Head of International Production bei Talpa Media Group, wie ihm das gelang. In Zeiten der Rezession sei  es wichtig, den Leuten warmes positives „Feelgood-TV“ mit auf den Weg zu geben. Die Zuschauer sind es leid, Menschen zu sehen, die nicht singen können und von der Jury unschön abgekanzelt wurden. Diese „wunden Punkte“ hat man identifiziert und für „The Voice“ geändert. In den Blind Editions treten ausschließlich Talents mit „guten Stimmen“ an. Denn „Talent will never grow“, so eine schöne Aussage von de Jong. Die Coaches, keine Jury, dürfen untereinander einen rauhen Umgangston pflegen, müssen die Talents aber immer respektieren und deren Karriere voranbringen. Dazu eine gute Portion Wettbewerbsgeist und Liebe zum Detail lassen die Show nun in 45 Ländern laufen.

Wo würden Sie 100.000 Dollar verstecken? Das ist die Frage, die Philip Morrow, Managing Director Wildrover Productions zu der TV-Show Jerry Bruckheimer’s “Take the Money and Run“ inspirierte und die uns alle real und auf Facebook mit diskutieren lassen wird. In USA gab es die erste Staffel, in der zwei Menschen eine Stunde Zeit hatten, das perfekte Versteck zu finden und dann 48 Stunden getrennt voneinander durch exzellente Cops befragt werden. Philip Morrow erzählt im Video, was die Show auszeichnet:

 

 

Die teuerste Game Show, die ITV je produziert hat, stellte Nigel Hall, Executive Producer Syco Entertainment vor.  Durch die Auswahl von “Red or Black?” auf spektakuläre sowie lustige Wetten, deren Ausgang man nicht einschätzen kann, wird aus einer riesigen Anzahl Menschen in einem Stadion zum Schluss ein Kandidat herausgefunden. Der wettet im Studio noch einmal „Red or Black?“ und gewinnt eine Million oder geht leer aus. Natürlich fiebert jeder mit. Der Brite, der gewann, war dem Publikum jedoch unsympathisch und löste heftigste Diskussionen aus. Auch das kann passieren, dass ein Konzept dann wieder überarbeitet werden muss, bevor es in weiteren Ländern zum Tragen kommen kann.

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Im  Abschlusspanel wurden Strategien für deutsche TV-Shows diskutiert. Nina Klink ( ITV Studios), Astrid Quentell (Sony Pictures), Florian Bähr (First Entertainment),  Wolfgang Link (i&u TV Produktion) und Ralf Schmitz (Eyeworks), sind sich einig, dass es in Deutschland nur wenige mögliche Sendeplätze für große Shows gibt. Quentell und Link verweisen auf die lokalen Sender der ARD und auf kleinere Kanäle wie ZDF Neo, um neue Shows erfolgreich zu etablieren. Bähr setzt große Hoffungen in google und youtube, die in den USA viel Geld in die Hand nehmen, um eigenen Content zu entwickeln. In Deutschland findet dieser Prozess gerade auch statt und bietet den Produktionen neue Chancen.

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Autor: Sandra Freisinger-Heinl

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