Es bleibt im Grunde nur die Konzentration auf Animationen für Jugendliche und Erwachsene, hier ist jedoch eine deutliche Zurückhaltung, gerade auf dem deutschen Markt (im Gegensatz z.B. zum französischen), SEHR deutlich zu spüren – die meisten Einkäufer sitzen zwar begeistert in den (häufig voll besetzten) Präsentationen, kaufen würden sie die Formate aber nicht. Tatsächlich hört man durchgehend den Ausspruch „Animation für Erwachsene funktioniert hierzulande nicht“. Was vor dem Hintergrund der Simpsons, Family Guy, American Dad, Southpark und Futurama wie ein bescheidener Witz klingt, ist leider völlig ernst gemeint. Dass selbst Spongebob’s Zielgruppe zu 50% aus den eigenen Kinderzimmern ausgezogen ist, fällt schlichtweg unter den Tisch.
Dies vorausgeschickt, ist das Pflaster für deutsche Branded Entertainment-Konzepte ein sehr hartes – doch auch aus dem ausländischen Umland hielt sich die Anzahl eingereichter Ansätze erneut in Grenzen und der Begriff „Branded Entertainment“ wurde zu oft, wenn überhaupt, nur im Rahmen von Marketingansätzen zur zusätzlichen Promotion des Produkts in den Mund genommen. Als echte Finanzierungsquelle wird der Bereich nur selten verstanden.
Dieses Jahr gab es allerdings zwei Ausnahmen, die es in sich hatten und mit innovativen Charactern und erfreulich ausgeklügelten Kooperationskonzepten punkteten:
Der absolute Burner ist die 2D/3D (noch offen) Produktion „Urbance“ (10×26’, Denis Friedman Productions (F) in Koproduktion mit Steambot Studios (CA)). Eine düster-neon eingefärbte, hochstylische Zukunftsvision, in der ein „Gender-Krieg“ auf die Spitze getrieben wird. Die männliche Rasse ist von einem aggressiven Virus befallen, der Sex zwischen den Geschlechtern zum tödlichen Akt werden lässt. Eine Romeo und Julia-Geschichte spinnt sich um die Hauptakteure Kenzell und Iesya, die sich zwischen wummernden Bässen, Boy- vs. Girl-Gangs und Endorphin-Drinks ihre Liebe erkämpfen müssen.
http://www.youtube.com/watch?v=nrLdXY_lsy8
Schon bereits jetzt sammeln sich in einer kleinen FB-Gemeinde die ersten Cosplayer und Nachfragen nach „echten“ Produkten zur Sendung – noch bevor es überhaupt mehr als einen 1:27 minütigen Trailer zu sehen gibt! Elektronika (z.B. von Kopfhörern, Smartphones, Musik-Equipment), Kleidung, Fortbewegungsmittel – nahezu alle sleeken, neuen Produktdesigns können hier reibungsverlustfrei integriert werden. Ein wahres Placement-Fest mit Community-Sexiness zum Verlieben. Wer DAS Potential nicht erkennt, oder nicht weiß was ein Cosplayer ist, der sollte sich gleich wieder hinlegen und hoffen, dass Heidi Klum auf ewig Kids mit Coke Zero Dosen bewirft.
Meet the Pugs (13×13’, Enormfrei (E / UK / F)) ist den kreativen Köpfen einer kleinen, in Barcelona ansässigen Gruppe Kreativer entwachsen. Der ehemalige Skate-Profi Markus Müller versetzt sich und seine Freunde in die Körper von Möpsen und lässt sprichwörtlich den Hund raus. In der Werbebranche beruflich verhaftet, erfanden er und seine PartnerInnen das Konzept der Möpse im Menschenkörper ….Menschen mit Mopserscheinung…ursprünglich als eine Hello-Kitty Parodie, die sich jedoch enorm schnell und enormfrei verselbständigte und nun in einer Rock’n-Roll-Serie nach Southpark-Manier ausartet. Bereits entwickelte Produktlinien, natürlich sich stark an das Mopsleben anlehnend, stehen bereits in den Startlöchern und die ersten, selbstredend amerikanischen, Sender haben bereits ihr Interesse bekundet. Die Street-Credibility des ehemaligen Boarders sorgt schon jetzt für die ersten Cameos mit pawlowschen Branding-Reflex und ein sicheres Auftreten in der Zielgruppe. Die Idee, die Möpse durch unterschiedliche Städte reisen zu lassen und dort die lokalen Eigenheiten und Orte zu „ver-pugs-en“, unterstreicht ihre Glaubwürdigkeit der ewig rucksack-travelnden Zielgruppe und erhöht die internationale Attraktivität.
http://www.youtube.com/watch?v=RbKWsbexkys
In diesem Sinne könnten aus diesen wenigen, aber vielversprechenden Beispielen, hoffentlich bald die ersten europäischen Leuchttürme der Branded-Animation-Projekte entstehen – wir drücken die Daumen!