Das Handbuch für Marken- und Kommunikationsstrategen überzeugt besonders durch seine Aktualität und Vielseitigkeit. Vielseitig ist es unter anderem durch die diversen persönlichen Hintergründe der namhaften Autoren: Marketing-, Agentur- und Medienmanager, Wirkungs- und Markenforscher, Strategieberater, Producer, Regisseure, Journalisten, Moderatoren, Medienrechtler und Game Developer liefern lehrreiche Eindrücke aus der Praxis.
Die Kehrseite ist eine etwas zu kurz gekommene wissenschaftliche Perspektive. Die Praxis wird zwar durch theoretische Grundlagen zu Beginn und Ende eingerahmt, jedoch werden Begrifflichkeiten im Laufe des Bandes etwas unsauber voneinander getrennt bzw. trotz klarer Unterschiede miteinander gleichgesetzt. Nun könnte man argumentieren, dass es in der Praxis weniger um Begriffe geht – Hauptsache wir verstehen was der andere meint und sind uns darüber einig. Dennoch: Für Einsteiger zu dem Thema auf einer wissenschaftlichen Ebene ist das Buch eher ungeeignet, unter anderem auch wegen den teilweise fehlenden Quellenangaben bzw. auf Annahmen oder persönlichen Erfahrungen beruhenden Argumentationsketten.
So ist an dieser Stelle auch klarzustellen, dass sich die Autoren mit dem weiten Feld des Brand Content befassen, also der wie sie sagen „strategischen Bedeutung von Markeninhalten“. Leser sollten somit kein Buch über Branded Entertainment erwarten. Der Unterschied: Während Branded Entertainment, also Markenunterhaltung, auch immer Brand (oder Branded) Content ist (denn wie kann es Unterhaltung ohne Inhalt geben?), muss Brand Content nicht immer gleich Unterhaltung sein – also Branded Entertainment. Wie in manchen Beiträgen des Bandes auch deutlich gemacht, kann eine Marke auch andere Absichten durch die Verbreitung ihrer Inhalte verfolgen, wie z.B. die der Information.
Eine gute Auswahl an Brand Content Beispielen
Die sehr breite Palette an Themen, die sich unter dem Begriff des Brand Content analysieren lassen, führen zur zweiten angenehmen Facette der Vielseitigkeit dieses Bandes: Storytelling, Games, User Generated Content, Newsbranding, Content Marketing, Mobile Media, Product Placement, Corporate Publishing, Development, Vertrieb und rechtliche Hintergründe bieten dem Leser ein abwechslungsreiches und buntes Spektrum an Einblicken.
Dieses wird durch viele starke Beispiele und eine durchgehend klare und angenehme Sprache begleitet. Besonderheit: Auf einige Beispiele wird man mittels QR-Code hingewiesen. Diese in der Literatur bisher zwar vielleicht noch unübliche Methode ist im Sinne der Trends im Mediennutzungsverhalten in jedem Fall zeitgemäß: Lesern wird ermöglicht, sich die Beispiele über die Seiten des Buches hinaus anzuschauen, wodurch sie mit weitaus mehr Einblick und Verständnis zum Text zurückkehren, als es das Papier selbst möglich gemacht hätte. Auch das ist gutes Storytelling.
Die Aktualität des Bandes findet sich jedoch nicht nur in den passenden Beispielen wieder, sondern auch in den interessanten Studien, die einzelne Aspekte und Gedankengänge untermauern.
Alles in Allem ist das Handbuch für Marken- und Kommunikationsstrategen in jeder Hinsicht lesenswert.
Abschließend lässt sich sagen, dass „Brand Content. Die Marke als Medienereignis“ den Widerspruch dieses Themas widerspiegelt: Uns steht eine scheinbar unendliche Menge an Möglichkeiten zur Verfügung, nur wissen wir teilweise kaum etwas über sie. Jedes Buch darüber leistet seinen Beitrag dazu, etwas mehr Licht ins Dunkel zu bringen. So sollten sich Theoretiker und Praktiker weiterhin gemeinsam den Herausforderungen der Markenwelt stellen, um Antworten auf relevante Fragen zu finden wie: Warum und wie wirkt Brand Content beim Rezipienten und wie können wir versuchen, diesen Erfolg zu messen?
Weitere Buchempfehlungen von BEO finden Sie auch hier:
„Branded Entertainment. Produktion und Rezeption“
„The Psychology of Entertainment Media: Blurring the Lines Between Entertainment and Persuasion“
BEO-Autorin: Sophie Berke