… einfach brutal damit beballert werde. Meines Erachtens ist das Potential damit noch nicht ausgereizt! Wie wäre es, wenn Duft- Geschmacks oder Tastreiz mit angesprochen werden? So eine multisensuale Session wirkt sich doch sicher bei den Food und Getränkeanbietern positiv auf das Werbegeschäft aus. Mit dem Geschmackserlebnis ist es wie mit VR: man muss er erlebt haben. Ein Rezept koche ich nur dann nach, wenn ich schon einmal den totalen Genuss hatte. Mit einer Musikbox beispielsweise verhält sich das anders.
Wenn mir die Werbung suggeriert, dass ich die Box ins Wasser schmeissen kann dann ist das Mega cool und ich muss es nicht unbedingt ausprobieren. Aber nehmen wir den verdammten Frischkäse und die 934. Sorte kommt raus, da muss ich mir mit Sampling Aktionen ganz schön was ausdenken, als Agentur der Marke. Warum nicht Virtual Reality? Es ist so weit. Guinness hat es getan. Einen gibt es immer. Einen, der sich traut. Und das sieht so aus:
Bierfans können im Rahmen einer Roadshow in den britischen Tesco-Filialen in eine 360-Grad-Umgebung aus Farben, Formen und Klängen eintauchen, um den Geschmack von verschiedenen Guinness-Sorten wahrzunehmen. Später soll die VR Experience in einem internationalen Rollout vorgestellt werden.
Was hat sich Guinness dabei gedacht? Und wie geht das?
Ein schlauer Zug. Das Supermarkterlebnis lässt sich jeder gerne aufpeppen. Und, ach wenn man schon mal da ist, warum nicht? Es soll so ablaufen: Ich setz die Brille auf und während ich mich auf meine virtuelle Reise begebe, gibt mir der Braumeister Anweisungen wann ich an einem Bier riechen und wann ich es probieren soll. Ich bekomme sogar einen intelligenten Becher in die Hand, mit eingebautem Arduino Chip, welcher meine Bewegungen erkennt und eine Reihe multisensorischer Reize auslöst, die mich die Aromen und Geschmacksnoten im wahrsten Sinne des Wortes ERLEBEN lassen.
Ehrlich gesagt klingt dass echt absolut Science Fiction mäßig. In dem Becher muss gar nichts mehr drin sein. Ich gebe mich einer Illusion hin, die so intensiv ist dass ich am Ende das Guinness kaufe, welches ich wiederum in einem ganz anderem Kontext trinke. Vielleicht lese ich ein gutes Buch oder läute den Feierabend ein. Bedeutet, das Klang – Farben – und Sounderlebnis müsste mir theoretisch eine Situation suggerieren die perfekt zu der Situation meines Bierverzehrs passt. Oder bin ich am Ende nur positiv emotionalisiert worden und habe deshalb eine größere Kaufbereitschaft?
Das ist echt komplex und rein wissenschaftlich betrachtet ein Bravourstück. Nicht ohne Grund war bei dem Guinness Projekt ein preisgekrönter Oxford-Professor und Geschmacks-Wissenschaftler beteiligt. Laut seiner Expertise haben Optik, Haptik und der Klang von Nahrungsmitteln und Getränken starke Auswirkungen auf den wahrgenommenen Geschmack. Wahnsinn!
Es ist wie es ist: VR-Technologien werden auch für Marken so langsam zu attraktiven Medienplattformen und erreichen auf diesem Weg den Endkunden! Ein HOCH auf die Agentur R/GA, die diesen fortschrittlichen MULTI-Sinnes-VR-Rausch realisiert hat.
Ich würde es zu gerne selbst ausprobieren, obwohl ich gar nicht auf Bier stehe. Das kann VR: einen Kontext zu einer Marke kreieren, diesen mit der höchsten Kunst des Storytellings ausschmücken und dann kommt das Allerwichtigste und Persönlichste überhaupt: wir haben den Zuschauer unter der VR Brille ganz für uns allein. Er ist dem Erlebnis vollständig ausgesetzt. Was für eine unglaubliche Chance! Heißt kurz und gut: der Aufwand, den eine solche Experience mit sich bringt, ist enorm. Doch der gescriptete, gedrehte, postproduzierte und mit Sound versehene 360 Grad Clip ist erstmal nur ein Stück Film, ohne jede Reichweite. Minuspunkt für das Marketing. Aber wenn es das Budget erlaubt und eine motivierte Crew mit einer Handvoll bester VR Headsets loszieht, die den Leuten das VR Erlebnis mundgerecht serviert – wie auf der Roadshow von Guinness – dann kann es einen ultimativen Hype geben der sich in allen Netzwerken rumspricht und auch die nötigen Reichweiten generiert …
Mehr davon. Und bitte auch in Germany!
Fotos: R/GA Deutschland
BEO-Autorin: Maren Courage