Internationale Gastredner wie Marsha Levine, A-List Entertainment Los Angeles, Dr. Ferdinand Froning, Locavi Stuttgart, Sandra Freisinger-Heinl, MA Media München und Vlad Borovina, DISCOP Johannesburg gaben Benchmarks für Ausstattungsplacement und Produktintegrationen.
Bild: Sponsor Mercedes und die Organisatoren des Kongresses vor dem Sheraton Maslik Hotel. Merve Basoglu (links außen), verantwortlich für Product Placement bei Mercedes Benz Türkei reailsiert mit 3P Product Placement in türkischen TV-Serien.
Strikte Regel auf dem Prüfstand: Maximal vier Placements pro Stunde
Dr. Davut Dursun, RTÜK stellt die wachsende Bedeutung von Product Placement heraus. Die Technologie verbessere sich rasend schnell und traditionelle Media sei nicht mehr genug, um die Produkte zu den Konsumenten zu bringen, so Dursun. In den USA gehe ein hoher Anteil der Werbeausgaben in Product Placement und mache Placement zu einem ‚Star‘ dieses Sektors. Trotzdem müsse RTÜK strikte Regeln vertreten, wie zum Beispiel die Anzahl an Placements auf max. vier pro Stunde zu begrenzen.
Dies scheint sich zu verändern, denn inzwischen ließ Dursun dazu in der türkischen TV-Sendung „Reklamarkasi“ auf Blomberg TV verlauten, dass man bereit sei, die Regulierung von Product Placement in der Türkei weiter zu verbessern und auch Festlegung der vier Placements pro Stunde zu überdenken.
Obwohl Product Placement in der Türkei nun seit zwei Jahren offiziell erlaubt ist, ist bislang nur eine Spezialagentur auf diesem großen Markt tätig. Allerdings beschäftigen sich auch türkische Mediaagenturen und Filmproduktionen mit diesem Thema.
Product Placement ist ‚per definitionem‘ nicht überall gleich Product Placement, weiß Marsha Levine, A-List Entertainment Los Angeles. In den USA, unterscheide man mittlerweile zwischen Product Placement (Ausstattung) und Brand Integration. Bei der Brand Integration gehe es vor allem um Integrationen der Marken und um die Zusage von Werbemaßnahmen auf den TV-Sendern im gleichen Atemzug. Oftmals würden ihrer Meinung nach jedoch zu plakative Logeinbindungen gefordert. Marsha Levine platzierte in Hollywood u.a. die Batteriemarke Duracell in einer entscheidenden Szene in Matrix sowie die Getränke- Brand Dr. Pepper Seven up, in Spiderman erfolgreich.
Dr. Ferdinand Froning, Locavi: Die Euphorie für Product Placement in der Türkei ist groß
Einen Überblick über den Status Quo in Europa gab Dr. Ferdinand Froning, Locavi Stuttgart, der vor allem den Kunden Mercedes Benz weltweit in Filmproduktionen, TV-Serien, Games und Musikvideos platziert. „Die Euphorie für Product Placement hier in der Türkei ist groß. Ich habe das Gefühl, dass alle denken, Placement könnte über kurz oder lang den 30-Sekunden-Spot ablösen. Doch dabei würde man übersehen, dass beide Instrumente eine völlig andere Marketingaufgabe zu erfüllen haben“, erläutert Ferdinand Froning.
Bei Product Placement ginge es um Emotionen, aber diese sollten wir bei allen Marketinginstrumenten mit Marktforschungsergebnissen belegt werden können, so BEO-Autorin Sandra Freisinger-Heinl , von der Spezialagentur MA Media München, die intensiv mit 3P zusammenarbeitet, um deutsche Produkte ins türkische TV und türkische Produkte ins deutsche TV zu integrieren. Deutsche Produkte hätten dort ein gutes Image und würden gerne verwendet. Sandra Freisinger-Heinl stellte den deutschen Branded Entertainment-Markt anhand der Erfolge einzelner Cases vor.
Bild: Podiumsdiskussion (von links) mit Mehmet Akif Ebiclioglu, 3P, Sandra Freisinger-Heinl, MA Media und „Werber-Ikone“ Turan Basartan, Agentur Duayen Reklam Istanbul
In der Türkei wird im Placement vieles “möglich gemacht”
Turan Basartan, CEO der Werbeagentur Dyayen Reklam aus Istanbul formuliert es so: „Manchmal ruft eine Produktion vier Stunden vor Dreh Coca-Cola an und stellt dann einfach das Produkt möglichst auffallend auf den Tisch.“ Dass das nicht „im Sinne des Erfinders ist“ und dass RTÜK hier mit genauen Richtlinien arbeiten muss, ist zu befürworten.
Die Türkei lehnte sich in der Einführung der Placement Regulierungen an die EU-Richtlinie zu Product Placement an. D.h. sie wurde ähnlich wie in Deutschland in die Praxis umgesetzt. Das führt immer wieder zu Diskussionen hinsichtlich mancher Projekte und Integrationen. Kindersendungen und News sind nicht erlaubt. Bei den anderen Produktionen geht es um eine angemessene Anzahl Art der Integrationen.
Alle Experten sind sich einig, dass die organische Einbindung der Produkte oberste Priorität haben muss. In den USA überlässt man alles den Marktteilnehmern, in Europa, vor allem in Deutschland wird stark reguliert. Die Türkei hat hier eine Chance einen guten Weg zu finden.
Die türkische TV-Landschaft – das Tor zur MENA Region
Die Fernsehlandschaft in der Türkei unterscheidet sich von der deutschen bereits durch die Anzahl der verfügbaren Sender: 500 TV-Broadcaster strahlen aus und müssen reguliert werden. In der Türkei finden aktuelle Sendungen und Shows Anklang, die es auch bei uns gibt, wie zum Beispiel der Dschungel „Ich bin ein Star, holt mich hier raus.“ Ebenfalls hoch im Kurs stehen dort historische Serien.
Besonders gelungen z.B. das Historiendrama „Muhteşem Yüzyıl“ (zu deutsch das großartige Jahrhundert, das in der ottomanischen Vergangenheit spielt und das Leben der mächtigen Sultansgemahlin Hurrem aufzeigt. Die Serie lockt so viele Zuschauer vor die TV-Geräte, dass die „Straßen Istanbuls“ zu der Zeit leerer zu sein scheinen. Auch hier ist Product Placement möglich. Die plakativen Ringe der Sultanin, natürlich ohne Branding, wurden von einer Schmuckfirma Boybeyi gestaltet und auf den Bazaren gut verkauft. Später bezahlte die Schmuckmarke Altinbas einen großen Betrag um mit Placements in der Serie dabei zu sein. Außerdem war die Bekleidungsmarke Vakko in der Sendung mit Placements gut integriert. Interessant, dass so viele der türkischen Serien an TV-Sender der MENA Region (Middle East Northern Africa) weiterverkauft werden, wodurch sich Zuschauerzahl in hohem Maße wesentlich vergrößert.
3P möchte diese Kraft verstärkt für den Product Placement Bereich nutzen und plant dazu auf der internationalen Film-Veranstaltung DISCOP, 4. bis 6. März in Istanbul einen Verband für Branded Entertainment in Europa und der MENA Region (BEEMA) zu gründen. „Die Türkei ist einer der weltgrößten Content Produzenten. Türkische TV-Serien werden in über 70 Länder vertrieben. Das macht türkische TV-Serien zu einer großartigen Plattform für internationale Brands. Über BEEMA können Marken spezifische Märkte einfach und budgetsparend erreichen. Istanbul steht für die Brücke zwischen Europa, Asien und Afrika – wo die türkischen Serien am meisten gesehen werden“, weiß die Intention von Mehmet Akif Ebiclioglu, CEO 3P.
Dass das Thema Branded Entertainment in der Türkei eine große Bedeutung gewinnt, zeigt nicht zuletzt, dass im März zudem das Yeditepe Future Center, das Zukunftsinstitut der Universität Istanbul dessen wissenschaftliche Seite in einer eigenen Veranstaltung beleuchten wird.
Fotos: 3P und BEO/SF