Der Krimi ist nach den klassischen Mustern deutscher Fernsehware angelegt. Die Dramaturgie ist so vertraut, dass man sich auf die sympathischen Randdinge einlassen kann. Die Vorstellung, dass ein verschollener Gauguin auftaucht, oder die reizende Kunstexpertin, die ob des möglichen Fundes oder des Kommissar wegens aus dem Häuschen gerät.
Allerdings bleibt die Landschaft ein wenig auf der Strecke. Natürlich wird jeder, der die Bretagne je erlebt hat, die Atmosphäre wieder erkennen: der Hof der unglücklichen Sohnes, die kleine Bucht mit dem Hotel in Pont Aven, das Restaurant am Hafen. An deutlichsten tritt das Land am zweiten Tatort hervor. Die Bucht, in der Louic seinen Tot findet, wird gesäumt von einer der Kalvarienberge, die es in dieser Häufung nur im Nordwesten Frankreichs gibt.
Im Film wird gleich zu Beginn der Bezug zur Landschaft und seinen Menschen am stärksten hergestellt – ein Boot fährt längs der alten Hafenbefestigung von Concarneau ein, während der Fischer den Touristen erklärt, von welcher Art die Menschen der Gegend seien. Der Kreis schließt sich am Ende, als Dupin über den breiten, von der Flut gerade frei gegebenen Strand läuft. Diese Momente sind typischer als die hektischen Fahrten durch die Gegend, die zudem ob der „Running Gags“ mit der Blitzanlage kein Gespür für das Land aufkommen lassen.
Wünschenswert wäre es, wenn bei der nächsten Folge diese urtümliche Landschaft stärker in den Mittelpunkt gerückt würde. Sonst bestünde die Gefahr, dass die ARD um einen verkorksten Ermittler reicher wird – egal, ob dieser im Allgäu, in Niederbayern, in Friesland oder meinetwegen auch auf der Müritzer Seenplatte angesiedelt ist.
Bild: Bureau de Tourisme Concarneau
BEO-Autor: Otto Kettmann
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