Die Frage der Bild-Zeitung drei Tage nach der Ausstrahlung war eindeutig: Warum wurde im Film das Logo 20 Mal gezeigt? Daran schloss sich der Vorwurf an, dass Dennenesch Zoudé, die in dem Film die Tochter des Patriarchen Viktor Frey (gespielt von Hardy Krüger) spielt, durch die Hintertür ein Produkt in die Handlung schmuggelte, für das sie seit Herbst 2010 wirbt. Schaut man aber genau hin, so bleibt am Ende nur heiße Luft übrig.
Zunächst wäre da die Antwort auf die Frage der Zeitung. Hardy Krüger spielt im Film den Besitzer eines großen Kosmetikkonzerns. Dieser muss der Glaubwürdigkeit halber in jedem Fall ein Logo haben. Im Rahmen der Handlung taucht das Logo deshalb auf, weil Szenen in den Geschäftsräumen der Firma spielen. Dieses ist eher der Dramaturgie der Handlung geschuldet als der bewussten Inszenierung eines Logos.
Das Logo selbst dürfte bereits im späten Sommer festgelegt worden sein. Bei einem Drehbeginn Anfang Juli muss das Design spätestens im Juni fertig gewesen sein, um die notwendigen Requisiten herzustellen. Dass dabei eine frei stehende Akazie zum Zuge kommt, ist keine Überraschung. Der Firmenbesitzer hat einen engen Bezug zu Afrika. Die Akazie ist ein gerne genommenes Symbol für den Kontinent. Wenn also Dennenesch Zoudé das Parfum erst im September, d. h., gegen Ende der Dreharbeiten, auf den Markt bringt, hat sich eher der Grafiker von Iwalewa bei den Familiengeheimnissen bedient als umgekehrt.
Hinzu kommt die Betrachtung aus Sicht eines Werbers. Ein Product Placement läge dann vor, wenn es durch die Einbindung eine werbliche Wirkung gäbe. Diese hat es gerade nicht gegeben. Eine Verlinkung zwischen der Marke Frey und Casell, bzw. dem Produkt Ayama (im Film) und der weitgehend unbekannten Parfumserie Iwalewa dürfte es wohl nur bei TV-Journalisten gegeben haben. Da Dennenesch Zoudé zudem keine Promotion auf Basis der Familiengeheimnisse betrieb, hätte der See weiterhin still ruhen können. Die werbliche Wirkung ergab sich erst, als die Medien das Thema aufgriffen und das Parfum so zum Thema für die breite Öffentlichkeit machte. Wären die Umstände nicht so unangenehm, hätte man sich keine bessere Markteinführungskampagne vorstellen können.
Bei der Gelegenheit wird der allseits bekannte Umstand, dass für Produktionen der öffentlich-rechtlichen Sender die großen deutschen Automobilhersteller kostenfrei Autos bereitstellen, aus der Mottenkiste gekramt wird. Der Wert der Bereitstellung liegt lt. Moovie bei ca. 2.100 €. Dies ist weit unter der Schwelle von 1 %, bei dem die Sender von einem bedeutendem Wert ausgehen (ARD-Werberichtlinien). Zudem dürfte dem NDR bei der Abnahme von „Der verlorene Sohn“ bewusst gewesen sein, dass der VW Touareg vermutlich eine Leihgabe des Herstellers war. Hier im Moment bei einem Film nachzukarten, der beim Münchener Filmfest ausgezeichnet wurde, dürfte eher als Sedativum für die Öffentlichkeit gedacht sein.
Beide Sender sind gut beraten, sich an der Skandalisierung nicht zu beteiligen. Die Vorwürfe halten einer genauen Prüfung nicht stand, zumal sie im Verhältnis zum Popanz, der hier aufgebaut wird, nahezu irrelevant sind.