Trotz sehr interessanter Podiumsteilnehmer wartete der Zuhörer bis zum Schluß auf eine Antwort auf die Frage, wer nun die Rechnung bezahle. Stattdessen wurde über wichtige Schlagwörter wie Glaubwürdigkeit der Medien, Werte der Gesellschaft, Persönlichkeiten, Motivation durch Faszination, Freizeitgesellschaft, Portfoliotheorien der Filmbranche in Deutschland und Vertrauen generell debattiert. Johnny Klinke, Direktor des Tigervarieté Theater in Frankfurt am Main, verstand es hierbei sehr gut die Gäste zu unterhalten.
Die zweite Session „Branded Entertainment – Neue Wege zur Medienfinanzierung?“ hingegen kam zu einem klaren Ergebnis:
Branded Entertainment ist keine neue Medienfinanzierungsform. Es findet vielmehr eine Umverteilung der eingesetzten Werbeform bei konstantem Marketingbudget / Mediabudget statt. Kann hier von der Evolution der Werbeformen gesprochen werden?
Welche Player haben nun Interesse daran, dass sich die neue Werbeform Branded Entertainment am Werbemarkt etabliert?
TV-Vermarkter (Sevenone Media und IP Deutschland) sind gegen die Einführung von Branded Entertainment, da diese die aktuelle Vermarktung der 30 sec. Spots gut etabliert haben und eine neue Werbeform nur unnötige Komplikationen hervorruft.
Auch die Mediaagenturen, welche die Advertiser bspw. in deren Mediastrategie beraten und die Strategien operationalisieren, haben an einer Änderung der Vermarktungslandschaft und neuen Player ebenso kein Interesse, wie die TV-Vermarkter.
Auch TV-Sender (Bsp.: Rhein-Main-TV) haben an Branded Entertainment nur wenig neues Interesse, da diese die gleichen Praktiken seit Jahren bspw. unter dem Titel „Ankündigungs-sponsoring“ oder „Co-Produktion“ betreiben.
Es bleiben fast noch die Advertiser und diese verlangen in der Tat stärker danach. Kombiniert man dieses Bedürfnis mit der Tatsache, dass nur eine Handvoll der TOP10 Advertiser fast das gesamte deutsche Privatfernsehen finanziert, steht fest, dass es in Zukunft mehr Branded Entertainment Formate in Deutschland geben wird.
Aus Gründen der Vollständigkeit sei an dieser Stelle angemerkt, dass Branded Entertainment für unabhängige Medienproduzenten ein sehr wichtiges Finanzierungsinstrument ist – bis zu 10% der Produktionskosten.
Und was möchte der Konsument?
Zusammenfassend kann mal wieder festgehalten werden, dass das Branding von Medieninhalten schon so alt ist, wie jedes Medium selbst. Da nun der gesetzliche Rahmen in Deutschland den internationalen Standards angepasst ist, wird dieses in Deutschland erstmal verstärkt auftreten. Inwiefern sich die Erscheinungsformen des Branded Entertainments ändern, bleibt abzuwarten.
Mit größter Spannung werden die neuen dynamischen Player auf dem Markt erwartet, welche die alten Marktstrukturen herausfordern und ergänzen werden. Doch hierzu wurde in den Sessions kein Wort verloren.
Vielleicht im nächsten Jahr: 16.05.2011 – 20.05.2011