Hier zeigt sich wieder einmal, dass man bei schlechten Kritiken erst recht hinschauen sollte. Und für die dahinter stehende Marke Amazon gilt „Any news is good news“. Wer noch kein Amazon Prime Kunde ist, kann sich das Format problemlos mit einem kostenlosen Testzugang anschauen und sich seine Meinung bilden. Damit würde man natürlich auch das Ziel von Amazon unterstützen, nämlich neue Kunden für das Prime Angebot zu gewinnen – um so wiederum den Verkauf der Medienprodukte zu steigern.
Marken und Produkte sind Lebensrealität
Die Krimi-Serie bietet gleichwohl spannende Unterhaltung. Man bleibt i.d.R. dabei und schaut sich alle Folgen an. Das umfangreiche Product Placement leistet dabei seinen Beitrag zur optischen Gestaltung der Motive und einem dem hier und jetzt entsprechenden Handlungsablauf. Denn Marken und Produkte sind ja bekanntlich Lebensrealität.
Subtil entfaltet z.B. die modische Ausstattung der Schauspieler seine Wirkung – Marken wie Tiger of Sweden, Bogner, Levis, Estee Lauder u.a. findet man an entsprechender Stelle im Abspann. So wird dem, modisch stets nach Orientierung suchenden, Publikum ein Sicherheit gebendes Vorstellungsmodell geboten, in welchen Situationen und bei welchen Charakteren bestimmte Kleidungsstücke passend sind.
Darin liegt auch eine der unübertroffenen Stärken des Product Placement, ein nachhaltige Werbewirkung die den Betrachter oft unbewusst erreicht aber sich in sein Gedächtnis einprägt.
Von Mercedes bis Red Bull
Die meisten der Marken werden gleich in der ersten Folge etabliert. Als Hotelmanager und Familienvater fährt der von Schweighofer gespielte Lukas Franke statusgemäß eine Mercedes C-Klasse Kombi. Weitere Mercedes Modelle sind zu sehen – so fährt die ermittelnde Kommissarin (gespielt von Catrin Striebeck) z.B. ein G-Klasse Modell. Hierbei handelt es sich um eine handwerklich solide Integration, ein sog. On-Set Placement.
Als kreative Platzierung wird hingegen Red Bull inszeniert. Zum Geburtstag erhält Lukas Franke überraschend von seiner Sekretärin eine Packung Red Bull Dosen mit Kerze darauf überreicht – um dann im Verlauf der Serie immer wieder auf das Getränk zurück zu greifen.
Als das Motorrad der Polit-Bloggerin und Schweighöfer Mitstreiterin Lena Arandt (gespielt von Karoline Herfurth) ist eine KTM Duke in Szene gesetzt. So werden die Produkte und Marken als stilbildende Elemente verwendet und liefern einen Mehrwert für das Format. Nicht zu aufdringlich, aber bestimmt.
Hochwertige und zeitgemäße Motive
Auch wenn die Serie in einer Kritik als „einfach gestrickt“ bezeichnet wird, so liegt doch genau darin ein Erfolgsgeheimnis – im Sinne von „weniger ist mehr“. Das Thema einer „gehackten Privatsphäre“ und der Missbrauch der Daten, ist nach wie vor hoch aktuell und damit gesellschaftlich relevant. In Kombination mit den – nicht zuletzt durch die Markenkooperationen – hochwertigen und zeitgemäßen Motiven erhält das Format eine eigene Qualität, die es über den kritischen Punkt hinaus hebt.
Allein die Tatsache, dass Amazon die zweite Staffel bereits beauftragt hat zeigt, dass das Format sein Publikum findet und damit seinen Zweck, gute Unterhaltung zu bieten, und den Erfolg von Amazon zu mehren, offensichtlich erfüllt.
BEO-Autor: Andreas Waldner