BEO: Wie entwickelt sich der Markt für Oath im deutschsprachigen Raum?
Markus Frank: Wir betreuen immer mehr Kampagnen in DACH, in denen es um den Markenaufbau geht. Deshalb wachsen unsere Units für Programmatic Advertising und die Abteilungen für Content Creation immer enger zusammen.
Deutschland ist vom Volumen her der größte Markt für uns. Die Schweiz ist ein hochwertiger Markt mit vielen namhaften Brands. Den österreichischen Markt bearbeiten wir derzeit noch von München aus.
Wir legen Wert darauf, immer eigene Teams in den Ländern zu haben, da viele Kunden vor Ort betreut werden möchten. Es gibt jedoch auch Branchen, in denen man in Maßnahmen für die gesamte DACH-Region denkt. Dies ist vor allem bei den FMCGs (Fast Moving Consumer Goods) der Fall.
Foto: Markus Oath im dmexco:talk
BEO: An welche Kunden richten Sie sich vorrangig?
Markus Frank: Oath ist eine klassische Business-to-Business-Brand, mit Yahoo und AOL. Mit unserem breiten Portfolio an Medien- und Technologiemarken erreichen wir eine Milliarde Menschen auf der ganzen Welt. Yahoo ist beispielweise mit seinen 8,6 Mio. Nutzern auf Tumblr wichtig in Deutschland. Das AOL-/Microsoft-Portfolio umfasst unter anderem Skype, Outlook, den MSN-Messenger, alles wesentliche Assets für Unternehmen.
Wir fokussieren uns im Wesentlichen auf zwei Kundenzielgruppen, auf die Agenturen/Werber und auf die Publisher.
- Was die Agenturen/Werber anbelangt, so unterscheiden wir wiederum zwei Bereiche in unserem Angebot. Zum einen bieten wir ‚Content Marketing’ und ‚Native Lösungen’ an. Des Weiteren betreuen wir die Kunden im Bereich ‚Programmatic Advertising’, das derzeit ein massives Wachstum erfährt.
- Publisher profitieren vor allem von unserem Technologieangebot.
BEO: Was kennzeichnet den deutschen Markt?
Markus Frank: In Deutschland sind die Printmedien immer noch sehr stark vertreten. Medien wie ‚TechCrunch’ sind hier zum Beispiel noch nicht angekommen. Trotzdem ist der Digital-Markt in Deutschland sehr dynamisch. Laut den neuesten Experten-Prognosen, werden die Ausgaben für digitale Werbung bis Ende des Jahres die Sechs-Millionen-Marke knacken. Die Entwicklung wird auch dadurch sichtbar, dass die Start-up-Szene bereits eine wichtige Rolle spielt. Für diese Zielgruppe planen wir derzeit sogar ein spezielles Event am 4. und 5. Dezember 2017 in Berlin.
Wir haben deutlich gemerkt, dass die Nachfrage nach Beratung in Bezug auf digitale Werbelösungen kontinuierlich steigt – und diese Nachfrage können wir mit unserem Angebot erfüllen. Für uns ist es wichtig, dass deutsche Kunden zu unserem ganzen Portfolio immer direkt von einem Ansprechpartner betreut werden. Dieser bezieht dann wiederum fallweise ein Team von 6 bis 8 Kollegen ein.
BEO: Welcher Branded Content-Case im weltweiten Oath-Imperium hat Sie persönlich besonders beeindruckt?
Markus Frank: Das war unsere Content-Kooperation mit Paramounts Mediaagentur MEC zum Filmstart des Psychothrillers ‚Mother!’, die global ausgerollt wurde. Wir haben mit dem GIF-iti-Künstler INSA zusammengearbeitet, um eine interaktive Experience zu gestalten. GIF-iti bedeutet GIF Graffiti, also Graffiti, die digital und animiert als GIF ausgespielt wird.
Foto: Die Augmented Reality-Installation zum Filmstart von ‚Mother!’ an der Londoner Kings Cross Station
Das Filmposter mit der Hauptdarstellerin Jennifer Lawrence war von dem Künstler James Jean für Paramount sehr schön per Hand gemalt worden, sie im weißen Kleid im märchenhaften Garten. Das Bild wurde zur Filmpremiere, die abends am Leicester Square stattfand, tagsüber als riesige Outdoor Installation in einem kleinen, eigens dafür angelegten Garten am Kings Cross gezeigt. Etwas mystisch, was gut zum Film passt. Das hat INSA als GIF-iti aufgegriffen und wir haben es verbreitet.
BEO: GIF-iti klingt sehr spannend. Was hat INSA gemacht, um das Filmplakat digital zu aktivieren?
Markus Frank: Für das interaktive Element hatte INSA das Filmposter-Artwork mit reichlich Sprühfarbe digital nachgearbeitet. Die Passanten konnten nun das reale Poster betrachten und mit INSAs App das Poster digital zum Leben erwecken. Es hat sich gelohnt, zweimal hinzusehen, denn der Künstler hatte viele geheime Symbole darin verborgen, die man entdecken konnte. Mit dem Hashtag #mothermovie wurde die Installation digital verbreitet.
Damit das keine lokale Aktion in UK blieb und Filmfans in aller Welt teilhaben konnten, wurden die GIF-iti-Animationen und einige Highlight-Videos auf einer eigenen Tumblr-Page gehostet. Behind-the-Scenes-Footage und Live-Action-Content wurden in den Social Media-Kanälen von Oath, Paramount und von INSA geteilt. Sie wurden auf den redaktionellen Channels von Yahoo und auf weiteren Internetseiten in UK, Australien, Deutschland, Frankreich und Spanien promotet.
BEO: Wir verstehen, dass Sie dieser Content Case begeistert hat. Haben wir so etwas demnächst auch direkt in Deutschland zu erwarten?
Markus Frank: Ja, wir haben erst kürzlich den ersten deutschen Case aus unserer neuen Content Marketing Schmiede RYOT Studio präsentiert – und zwar einen von Universal Pictures. Im Mittelpunkt stand hier der Film „Atomic Blonde“. Um die junge Tumblr-Zielgruppe vor dem Filmstart zu begeistern, haben wir einen sehr originellen Ansatz gewählt:
Neben unseren Kreativen von RYOT Studio kreierten auch sechs erfolgreiche Tumblr-Künstler maßgeschneiderte „Content Pieces“. Hier adaptierten sie stets die Stimmung und Bildwelt des Action-Thrillers. Der Inhalt wurde dann in einem eigens für die Film-Kampagne erstellten Tumblr-Blog gebündelt und verbreitet. Mithilfe einer GIF-Box bei der Premiere des Films konnten wir so schon zum Start der Kampagne für eine virale Reichweite sorgen.
BEO: Herzlichen Dank für das interessante Interview.
Fotos: Horizont, dmexco, Oath/Paramount