Multi Screen Offensive mit Apps auf allen Displays

Was „Apps auf allen Displays“ für eine Marke wie BILD bedeuten, stellt Donata Hopfen, die Geschäftsführerin BILD Digital und Verlagsgeschäftsführerin BILD bei Axel Springer vor. „BILD ist auf jedem Gerät via Internet verfügbar und wird für jedes Gerät angepasst.“  Da ist individuelles Storytelling angesagt, abhängig von der Größe des Bildschirms, davon ob dieser horizontal oder vertikal gehalten wird, ob die Nutzung stationär oder unterwegs erfolgt.

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Die Inhalte aus dem News, Sport und Livestyle-Bereich werden jeweils extra aufbereitet.  Ein plakatives Beispiel dazu aus dem Unterhaltungsbereich:  Das BILD-Girl der BILD-Zeitung war für den US-Geschmack von Apple zu wenig angezogen …  Da habe man kurzerhand ein „Bild Girl zum Schütteln“ in der App entwickelt,  das erst nach und nach die Kleidung ablegt und nun ein Feature mit großer Beliebtheit darstellt.

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Das entscheidende  Wachstum von BILD digital beruht auf dem mobilen Internet mit iPhone, Android und iPad. BILD ist als Nachrichten-App unter den Top 5 umsatzstärksten Apps zu finden, bezahlt wird für BILD ebenso wie für die GPS Navigation und das FIFA Auto-Rennspiel und trotzt damit der Krux der Kostenfreiheit im Internet. „Das was wertig ist, wird“, laut Hopfen, „auch immer Geld kosten müssen, sonst sei  sinnvoller Journalismus nicht zu finanzieren.“ Die Zukunft sieht sie darin, ein BILD-Abo abzuschließen und dann BILD auf all den Medien zu nutzen, die man möchte. Ist der Hype der Apps zu viel des Guten?
Eun-Kyung Park, Managing Director ProSiebenSat.1 Digital ist der Meinung, dass sich die Dinge gerade konsolidieren. Der User wolle nicht so viele Apps verwalten und sortieren. Zunächst sollte bei ProsSiebenSat.1 für jede Sendung eine App entwickelt werden. Bei  Kosten im sechsstelligen Bereich ließ sich das nicht refinanzieren. Der Weg führe nun weg einzelnen Format-Apps hin zu übergeordneten Programm-Apps.  Eine App für „Germany’s Next Topmodel“ wird nicht täglich genutzt, nicht nach Abschluss der Staffel.  Wichtiger ist es, das Programm von Pro 7 täglich zu begleiten, was ab Anfang 2012 möglich sein wird. Man gehe als User bei Apps weg von einer unübersichtlichen Anzahl, ähnlich wie vor längerem bei den Favoritenlisten am PC.
Auch BILD hält nichts davon, für jeden Themenbereich eine App auszurollen. Es gehe vielmehr um die Positionierung auf der Frontpage des Mobilen Gerätes.  Hopfen ist der Meinung, dass die Kollegen mit Google und Android hier den Massenmarkt machen werden.
Das Thema Bewegtbild und die Rechtefrage: Die Multi Screen Offensive wird weitergehen“, so  Peter Kerckhoff, Bereichsleiter Content Sourcing und Cooperation bei der Deutschen Telekom,  wobei der Bewegtbild-Bereich besonders wichtig sein wird. Seit 2003 setzt die Telekom beim  Content auf Bewegtbild  über Videoload, Video on Demand, IP-TV, aber auch auf Musik und Bücherdownloads. T-Mobile  hat in den USA 70 % Bewegtbild, 15% Games und 15% Musik. Der Bewegtbild-Zuwachs kam primär durch das IP-TV Wachstum zustande. T-Mobile sieht sich selbst als „Carrrier“, um den Kunden die gewünschten Inhalte auf vielen Bildschirmen zu präsentieren, egal ob es sich um die Bundesliga-App oder die Programm-App handelt.  Das Geschäft mit den Apps bringt Zusatznutzen und lässt sich als Feature zur Neukundengewinnung einsetzen, wie die Bundesliga App zeigt.
Dr. Alwin Mahler, Regional Director Syndications & Partnerships bei Google Deutschland sieht Google keinesfalls als Content Anbieter. Aber das Thema Bewegtbild spiele auch dort eine entscheidende Rolle, denken wir an 3 Mrd. Youtube User am Tag. Heute machen wir es dem User noch schwer, die unterschiedlichen Plattformen zu nutzen, das müsse vereinfacht werden.
Die Telekom investiere laut Kerckhoff Geld, um die Verbreitungsmöglichkeiten von Bewegtbild  auszubauen. Man brauche Rechte, um Inhalte überhaupt über alle Medien verteilen zu können.  Bei der Bereitstellung von Film-Content ist man immer an einem 1:1 Produkt im Hinblick auf TV als Leitmedium interessiert. Die Anforderung an den Content-Provider ist es, die Rechte hierfür zur Verfügung zu stellen.
BILD hat kaum Rechte und weiß selbst auch nicht, wie man Geschichten in Videos erzählt, das war nie das Kerngebiet. Aus der Erfahrung sind kurze Sequenzen gefragt. Man setzt auf Kooperationen, die im Werbebereich ihren Ursprung haben, z.B. mit Sky beim Fußball. Sky strahlt das ganze Spiel aus, Bild erhält die Schnipsel, eine Win-Win-Situation.
Bewegtbild sei ein wichtiges Thema für alle, so Park. Dabei gehe es um Qualität und Vollständigkeit. Die ProSiebenSAT.1 versuche bei Eigenproduktion von Haus aus etwas für alle Medien zu entwickeln.  Bei US-Serien müsse man sauber trennen, wer was bekommt. Grundsätzlich ist Online so gut wie alles verfügbar, auch mobile, zum Teil allerdings gegen Bezahlung wie bei  Maxdome. Die Verfügbarkeit des Contents sei keine Bedrohung für die TV-Werbung. Im Gegenteil, neue Werbeformen, die intelligent verlinken, wie z.B. bei einer VW Beetle-Kooperation, bringen ganz neue Möglichkeiten für die Kunden zusätzlich zum TV.
Euan Smith, Senior Vice President Product & Operations bei Sky ist der Meinung, dass ein Pay TV Provider in erster Linie ein richtig gutes Produkt bereitstellen müsse.  Das gute Produkt sei wichtig, so Park, müsse dann aber einzeln angepasst werden, für TV an die „Fernbedienung mit  einfacher Programmierung“ und für das Smartphone als eine Art „aufgeblasene Zusatz-Fernbedienung“. Via Fernbedienung gibt’s die Aufstellung zum Fußballspiel  und auf einem „Second Screen“ kommentiert man das Spiel auf Facebook. Das  sei nicht auch noch über die Fernbedienung lösen. Vielleicht werde es dafür künftig ganz andere Geräte geben …
Quelle:
Bild.de
Medientage.de
Eigene Aufnahmen