… Produktion für Netflix. Die Serie „Dark“ war die erste Produktion, die Netflix in Deuschland und die zweite Serie, die der VOD (Video on Demand)-Dienst in Europa beauftragt hatte. „Wir waren von Anfang bei unseren Produktionen sehr auf Kreativität fokussiert. Das ist ein Ansatz, der sicher auch im Kino wichtig ist“, reflektiert Quirin Berg darüber, warum gerade Wiedemann und Berg diesen begehrten Auftrag erhalten hatten. Die Münchner Produzenten hatten sich u.a. einen Namen mit dem erfolgreichen Kinofilm „Willkommen bei den Hartmanns“, aber auch mit guten TV-Produktionen gemacht.
Foto: Thorsten Zarges, Chefreporter DWDL (link) interviewt Quirin Berg, Geschäftsführer Wiedemann und Berg zu seinen Produktionen für Netflix.
Der große Unterschied zwischen einer Produktion für das klassische TV und für Streaming-Portale liegt darin, dass man bei einer Produktion für das klassische TV in der Regel den Sendeplatz kennt und zielgenau daraufhin Ideen entwickelt. Man hat eine klare Vorstellung davon, was dort funktioniert und wählt erst im zweiten Schritt den passenden Regisseur und Cast dafür aus. Beim Pay-TV bzw. Streaming-Partner geht es vielmehr darum mit wem dieser zusammenarbeiten möchte. Wer sind die kreativsten Köpfe in Deutschland, die erfolgreiche Projekte realisiert haben? Wiedemann und Berg hatte sich mit der Serie „Who am I“ einen Namen gemacht und eine gute „Produktions-Handschrift“ gezeigt. Netflix war davon begeistert, was sicher einen großen Anteil daran hatte, dass Netflix den ersten Auftrag in Deutschland an Wiedemann und Berg vergab, „Dark“ zu produzieren.
Die Mysterie-Serie wird auf Netflix Deutschland am 1. Dezember 2017 einstarten. Der Budgeteinsatz wäre für eine deutsche Serie allerdings viel zu hoch gewesen, deshalb ist es wichtig, dass sie global erfolgreich sein wird. Sie wird in 190 Märkten u.a. auch in den USA zu sehen sein und als Produzenten werden Wiedemann und Berg die entsprechenden genauen Auswertungen dazu erhalten. Weltpremiere feierte die erste große, in Deutschland produzierte, Netflix-Serie übrigens bereits beim diesjährigen Toronto International Film Festival (TIFF) in Canada und wurde dort entsprechend gehypt.
Die Diskussion der TV-Spezialisten: Reichweiten statt Quoten
Weiter ging es am TV-Gipfel mit einer Diskussion zum Thema Content und Reichweite. Susanne Aigner-Drews, Discovery Geschäftsführerin DACH, spricht über neue Wege. „Discovery war schon immer auf Factual Content fokussiert und entwickelt sich gerade hin zum Multimedia-Haus. Es ist wichtig, mehr Flexibilität dabei an den Tag zu legen, um einen Inhalt auf mehreren Plattformen zugänglich zu machen“, so Susanne Aigner-Drews. Auf Snapchat bringt Discovery zum Beispiel kurze Inhalte zu einem Sportevent, mit dem Eurosport Player bietet der Sender dann Zusatzinformationen. So kann Discovery mehrere Altersstufen mit einem Content ansprechen.
Foto (von links): Olaf Schröder (Constantin/Sport 1), Katja Hofem (ProSieben SAT.1), Susanne Aigner-Drews (Discovery), Moderator Thorsten Zarges (DWDL), Bernd Reichart (VOX), Dr. Reinhard Scolic (BR)
„Ich spreche von Reichweiten, nicht von Quoten“, erläutert auch Olaf Schröder, Vorstandsvorsitzender Constantin Medien und Geschäftsführer Sport 1. Er versucht das Maximale aus dem Content herauszuholen und setzt hierfür, soweit möglich, auf „plattform-neutralen Sport-Einkauf“.
Bernhart Reichart, Geschäftsführer VOX, der mit „Club der roten Bänder“ und „Die Höhle der Löwen“ neue Erfolgsformate im TV etablieren konnte, spricht ebenfalls von Reichweite und bewusst nicht von Quote. Das Commitment der Zuschauer „Fans einer Serie“ zu sein, sei wichtig. Dabei spielt die Verabredung der Zuschauer mit der Serie Montag um 20:15 Uhr im TV eine Rolle, aber es sei auch u.a. für die Refinanzierung wichtig, die Serie auf den non-linearen Plattformen zu zeigen und zu vermarkten.
Dr. Reinhard Scolic, BR-Fernsehdirektor, teilt seine Überlegungen beim Bayerischen Rundfunk , wo man neue Produkte am besten platzieren kann. Bei Bedarf schlägt er hier auch neue Wege ein. So wurde zum Beispiel die bayerische Lokal-Krimiserie „Willkommen in Hindafing“ zunächst digital und dann erst im TV ausgestrahlt.
Derzeit laufen jedoch heftige Diskussionen über die Neuregelung des Rundfunkstaatsvertrages hinsichtlich der Präsenz der öffentlich-rechtlichen Medien im Internet.
Ergebnisse der Deloitte Media Consumer Survey
Linear verbreitete TV-Formate und VOD-(Video on Demand)-Dienste, die unabhängig von Ort und Zeit genutzt werden, können auch künftig gleichberechtigt nebeneinander bestehen, das hatte die aktuelle Deloitte „Media Consumer Survey“ ergeben. Die Studie hatte sich nun auch erstmals mit der Mediennutzung in Familien befasst.
Alexander Mogg, Deloitte, schildert die „Zukunft Bewegtbild“ anhand der Ergebnisse der aktuellen Studie und mit Bezug auf die vier TV-Haushalts-Archetypen in Familien (siehe Foto).
Die „Young Professionals“ befindet sich in der Phase des Eintritts ins Berufsleben und ist sehr medienaffin. Die klassische Familie ist wirtschaftlich und sozial gefestigt. Die dritte Gruppe, die sogenannten „Empty Nesters“, umfasst ältere Paare, deren Kinder bereits ausgezogen sind. Die „Single Seniors“ sind ältere Menschen, die alleinstehend, aktiv und aufgeschlossen sind. Bei den „Empty Nesters“ und „Single Seniors“ sind in den kommenden Jahren größere Zuwächse zu erwarten.
Überraschend ist das Ergebnis, dass die Nutzung linearer Medienangebote derzeit noch in allen vier Gruppen dominiert, aber auch, dass alle Gruppen ein großes Interesse an sogenannten „Short Forms“ gezeigt haben. Zu „Short Forms“ zählen in der Studie kurze Video- Clips, die insbesondere über soziale Online-Netzwerke verbreitet werden. Sie erzielten hohe Akzeptanzwerte bei allen Befragten. Gleichzeitig hat die Studie ergeben, dass der Wunsch, VOD-Angebote zu nutzen, vor allem von den jüngeren Zielgruppen geäußert wird.
Fotos: Medientage, BEO/SF
BEO-Autorin: Sandra Freisinger-Heinl